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Bun­des­kanz­ler Scholz lobt Mey­er Werft als „indus­tri­el­les Kron­ju­wel“ und ver­spricht Unterstützung

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Foto: Bundesregierung/Marvin Ibo Güngör

Mey­er Werft: Bun­des­kanz­ler Scholz betont Bedeu­tung und Zukunftsperspektive

Papie­re­ne Hoff­nung für die Mey­er Werft: Ein Auf­ruf zur Unterstützung

Am Don­ners­tag, dem 22. August 2024, besuch­te Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz die Mey­er Werft in Papen­burg und hob die Bedeu­tung der Werft als „indus­tri­el­les Kron­ju­wel“ her­vor. Scholz beton­te die zen­tra­le Rol­le der Mey­er Werft für die mari­ti­me Indus­trie in Deutsch­land und die Not­wen­dig­keit, die Zukunft des Unter­neh­mens zu sichern. Dies sei beson­ders wich­tig, um die rund 17.000 Arbeits­plät­ze, die direkt oder indi­rekt von der Werft abhän­gen, zu erhalten.

Wirt­schaft­li­che Rele­vanz und Herausforderungen

Die Mey­er Werft steht vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen, die ins­be­son­de­re durch die Coro­na-Pan­de­mie ver­stärkt wur­den. Scholz ver­deut­lich­te, dass die Werft ein wesent­li­cher Wirt­schafts­fak­tor für die Regi­on, Nie­der­sach­sen und ganz Deutsch­land sei. Die Bun­des­re­gie­rung arbei­tet gemein­sam mit dem Land Nie­der­sach­sen, den Ban­ken und ande­ren Betei­lig­ten inten­siv an einem Zukunfts­kon­zept. Die Gesprä­che sind bereits weit fort­ge­schrit­ten, und es wird dar­an gear­bei­tet, eine nach­hal­ti­ge Lösung zu finden.

Zeit­lich begrenz­ter Ein­stieg des Bundes

Scholz erklär­te, dass ein mög­li­cher Ein­stieg des Bun­des und des Lan­des in die Mey­er Werft nur vor­über­ge­hen­der Natur sein wer­de. Ziel sei es, eine soli­de Grund­la­ge für eine lang­fris­ti­ge, pri­vat­wirt­schaft­li­che Zukunft des Unter­neh­mens zu schaf­fen. Dies sei nach Erfah­run­gen mit der Unter­stüt­zung von Unter­neh­men wie Luft­han­sa und TUI ein bewähr­tes Modell, das auch hier erfolg­reich umge­setzt wer­den soll.

Dank und Ausblick

Der Bun­des­kanz­ler drück­te sei­ne Dank­bar­keit für die har­te Arbeit der Mit­ar­bei­ter der Mey­er Werft sowie der Lan­des­re­gie­rung aus. Er hob her­vor, dass die inten­si­ve Arbeit der letz­ten Mona­te dazu bei­getra­gen habe, eine Per­spek­ti­ve für die Zukunft der Werft zu ent­wi­ckeln. Scholz ver­si­cher­te, dass die Bun­des­re­gie­rung wei­ter­hin alles dar­an set­zen wer­de, die erfor­der­li­chen Abstim­mun­gen und Geneh­mi­gun­gen zu erhal­ten, um die Werft auf einen erfolg­rei­chen Kurs zu bringen.

Lesen Sie hier die voll­stän­di­ge Mit­schrift der Pressekonferenz:

„Das ist ein sehr beein­dru­cken­der Besuch. Wir sehen es an dem Schiff, das hin­ter uns noch fer­tig­ge­stellt wird. Wir sehen es aber auch an der Arbeit, die Tau­sen­de von Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer hier vor Ort und über­all in der Regi­on Weser-Ems und in Deutsch­land leis­ten, damit es gelingt, sol­che Schif­fe fer­tig­zu­stel­len. Die Mey­er Werft ist ein indus­tri­el­les Kron­ju­wel für Deutsch­land. Des­halb ist es wich­tig, dass wir es als eine indus­tri­el­le Kern­kom­pe­tenz in Deutsch­land hal­ten, dass auf hohem Niveau sol­che Schif­fe in gro­ßer Zahl gebaut wer­den können.

Wir wis­sen, dass, auch durch die Coro­na­pan­de­mie bedingt, hier Schwie­rig­kei­ten ent­stan­den sind. Des­halb haben wir alle in den letz­ten Wochen und Mona­ten an dem Kon­zept einer Lösung gear­bei­tet, die es ermög­licht, eine Per­spek­ti­ve für die Mey­er Werft zu fin­den. Wir sind jetzt sehr weit gekom­men. Der Bund wird sei­nen Teil zur Lösung bei­tra­gen, wenn alle ande­ren mit­zie­hen. Aber ich bin mir ganz sicher: Ange­sichts der vie­len Arbeit, die jetzt geleis­tet wor­den ist, wird es gelin­gen, auch noch das Rest­li­che zu tun, zum Bei­spiel mit den Ban­ken, die Abstim­mung mit der Euro­päi­schen Uni­on zustan­de zu bekom­men und auch sicher­zu­stel­len, dass wir dann auch die Zustim­mung vom Gre­mi­um des Deut­schen Bun­des­ta­ges bekommen.

Ich will aus­drück­lich sagen, dass ich sehr dank­bar für das bin, was geleis­tet wor­den ist, auch von der Lan­des­re­gie­rung. Ich bin sehr dank­bar ganz beson­ders für die Arbeit der Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen hier auf der Werft. Denn was hier über lan­ge Zeit ent­stan­den ist, ist die Grund­la­ge dafür, dass es auch eine Per­spek­ti­ve für die Zukunft gibt.

Wenn jetzt der Bund und auch das Land hier für eine gewis­se Zeit ein­stei­gen, dann tun sie das nicht, um immer Part­ner zu blei­ben – wir sind kei­ne Schiff­bau­er – son­dern um die Grund­la­ge für eine gute Zukunft auf pri­vat­wirt­schaft­li­cher Basis zu legen. Das ist uns mit Ein­stieg und Wie­der­ein­stieg auch schon anders­wo gelun­gen; ich erin­ne­re nur an die Bei­spie­le von Luft­han­sa und TUI. Inso­fern wäre das ein wei­te­res Bei­spiel, bei dem wir etwas wirt­schaft­lich Ver­nünf­ti­ges tun. Das soll mein letz­ter Satz sagen: Was hier gear­bei­tet wird, ist bes­te deut­sche Arbeit. Das ist „made in Ger­ma­ny at its best“, und des­halb müs­sen und wer­den wir dafür sor­gen, dass das hier wei­ter­hin sei­ne gro­ße Kraft ent­fal­ten kann, in der Regi­on und für unser Land.“


 

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Lie­ber Andre­as Hen­sen,
sehr geehr­ter Herr Minis­ter­prä­si­dent, lie­ber Ste­phan,
sehr geehr­ter Herr Wirt­schafts­mi­nis­ter, lie­ber Olaf,
lie­ber Dani­el Fried­rich,
lie­be Fami­lie Mey­er,
sehr geehr­ter Herr Schmitz,
vor allem lie­be Kol­le­gin­nen und Kollegen!

Ich muss nicht lan­ge dar­um her­um­re­den, wes­halb ich nun heu­te nach Papen­burg gekom­men bin. Es geht in die­sen Tagen um die Zukunft der Mey­er Werft. Ich kann mir vor­stel­len, wie sehr Euch alle die Unsi­cher­heit belas­tet, die da in den letz­ten Tagen und Wochen eine gro­ße Rol­le gespielt hat, nicht nur für alle hier Ver­sam­mel­ten und die­je­ni­gen, die hier arbei­ten und heu­te nicht hier sein kön­nen, son­dern auch für die Fami­li­en und Freun­de, ja, die gan­ze Regi­on. Alle machen sich Sor­gen um die Zukunft der Mey­er Werft. Ich bin des­halb heu­te aus Ber­lin hier­her­ge­kom­men, um zu sagen: Wir las­sen Euch mit Euren Sor­gen nicht allein! Wenn jemand in Schwie­rig­kei­ten steckt, dann packen wir alle gemein­sam an. So sind wir. So ist Deutsch­land. Das ist jeden­falls mein Prinzip.

Fast 16 Jah­re ist es her, dass ich zuletzt hier auf der Werft war. Im Novem­ber 2008 war das. Damals war ich Arbeits­mi­nis­ter. Viel­leicht erin­nert sich sogar noch jemand dar­an. Aber es gab ja hier vie­le Besu­che von Leu­ten, inso­fern ist das nicht ganz sicher. Schließ­lich gehö­ren vie­le aber schon seit vie­len Jah­ren und manch­mal seit Gene­ra­tio­nen zur „Mey­er-Werft-Fami­lie“. Ich habe jeden­falls in den ver­gan­ge­nen Tagen, in denen wir so inten­siv über die Zukunft Eures Unter­neh­mens ver­han­delt haben, an mei­nen Besuch hier gedacht und dar­an, was für tol­le Arbeit hier geleis­tet wird.

Schif­fe aus Papen­burg und der Regi­on sind auf den Welt­mee­ren „Sta­te of the Art“ – und dar­auf könnt Ihr stolz sein – wobei die Bezeich­nung „Schiff“ eigent­lich viel zu klein gegrif­fen ist für das, was hier vom Sta­pel läuft. Was hier gebaut wird, sind eigent­lich klei­ne Städ­te – mit allem, was dazu­ge­hört. Zu den schöns­ten und aus­sa­ge­kräf­tigs­ten Geschich­ten über die Mey­er Werft gehört, dass Ihr zum Bei­spiel auch Deutsch­lands größ­ter Thea­ter­bau­er seid. 15 Mil­lio­nen Ein­zel­tei­le hat so ein Oze­an­rie­se, habe ich mir jeden­falls sagen las­sen, 15 mal mehr als ein Air­bus A380.

Das zeigt, die Mey­er Werft ist nicht irgend­ein Unter­neh­men, son­dern ein indus­tri­el­les Kron­ju­wel unse­res Lan­des. Wir reden über 3.000 Arbeits­plät­ze allein hier auf der Stamm­werft in Papen­burg. Wir reden über knapp 6.000 Beschäf­tig­te bei rund 200 Zulie­fer­be­trie­ben – vom Tisch­ler bis zum High­tech­un­ter­neh­men – allein hier in Weser-Ems. Und wir reden über 17.000 Arbeits­plät­ze deutsch­land­weit, die auf die eine oder ande­re Wei­se von der Mey­er Werft abhän­gen. Es ist eben kei­ne Über­trei­bung, wenn man sagt: Der Wohl­stand, den Ihr Euch hier im Ems­land und in Ost­fries­land in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten hart erar­bei­tet habt, hängt zu einem gro­ßen Teil an der mari­ti­men Wirt­schaft und am Schiff­bau. Aber auch Deutsch­land ins­ge­samt pro­fi­tiert davon.

Wir sind ein star­kes Indus­trie­land. Wir sind eine erfolg­rei­che Han­dels­na­ti­on. Wir sind – manch­mal gerät das aus dem Blick – mit 84 Mil­lio­nen Ein­woh­nern unter mehr als acht Mil­li­ar­den Men­schen die dritt­größ­te Volks­wirt­schaft der Welt. Die­se Stel­lung als Indus­trie­land, als Han­dels­na­ti­on, als füh­ren­de Volks­wirt­schaft hängt unmit­tel­bar von einer leis­tungs­fä­hi­gen mari­ti­men Wirt­schaft ab. Und hier in Eurer Regi­on ist ein ganz wich­ti­ger Ort, ein Zen­trum die­ser mari­ti­men Wirt­schaft in Deutsch­land. Nir­gend­wo sonst ist die gesam­te mari­ti­me Wert­schöp­fungs­ket­te auf so klei­nem Raum so hoch spe­zia­li­siert zuhau­se. Das ist ein Trumpf, den wir nicht auf­ge­ben dür­fen und den wir nicht auf­ge­ben werden.

Damit bin ich zurück bei dem Grund für mei­nen Besuch. Ihr alle kennt die Ursa­chen, wes­halb die­se tra­di­ti­ons- und erfolg­rei­che Werft in Schwie­rig­kei­ten gera­ten ist. Da spie­len die Fol­gen der Pan­de­mie eine gro­ße Rol­le und das Bestell­ver­hal­ten auf den Märk­ten. Sicher, auch struk­tu­rel­le Fra­gen auf der Werft sind ein Punkt. Selbst für ein welt­weit agie­ren­des Unter­neh­men wie die Mey­er Werft sind die wirk­lich spe­zi­el­len Bedin­gun­gen bei der Finan­zie­rung des Baus von Kreuz­fahrt­schif­fen eine Herausforderung.

Klar ist aber auch, Eure Pro­duk­te sind nicht das Pro­blem. Im Gegen­teil, die Auf­trags­bü­cher sind rand­voll. Die Qua­li­tät, die hier abge­lie­fert wird, sucht welt­weit ihres­glei­chen. Die Schif­fe sind Aus­hän­ge­schil­der für das Bes­te, was „Made in Ger­ma­ny“ aus­macht. Als Aus­bil­dungs­be­trieb, als Part­ner von Hoch­schu­len und ande­ren Bil­dungs­ein­rich­tun­gen seid Ihr ein Trei­ber für For­schung und Inno­va­ti­on, gera­de bei den Zukunfts­the­men der Bran­che wie Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz und CO2-Neu­tra­li­tät. Wenn sich dann eines Eurer Schif­fe auf den Weg in Rich­tung des Dol­larts macht, ste­hen Zehn­tau­sen­de ent­lang der Ems Spa­lier. Ihr seid der Stolz einer gan­zen Regi­on. Ihr seid, auch wenn ich das Wort nach der Ban­ken­kri­se eigent­lich nie wie­der in den Mund neh­men woll­te, sys­tem­re­le­vant für die mari­ti­me Wirt­schaft und den Schiff­bau in Deutsch­land. Des­halb war es für mich auch nie eine Fra­ge, ob wir der Mey­er Werft in die­ser Lage hel­fen wol­len, son­dern für mich war nur die Fra­ge: Wie bekom­men wir das hin?

Ich habe gera­de schon erwähnt, dass wir als Bun­des­re­gie­rung mit dem Land Nie­der­sach­sen, Ste­phan und Olaf, dem Werft­ma­nage­ment, der Fami­lie Mey­er und den Ban­ken in den zurück­lie­gen­den Wochen inten­siv ver­han­delt und gro­ße Fort­schrit­te erzielt haben. Klar ist, wir alle wol­len das Fort­be­stehen der Werft sichern und damit auch alles, was an die­ser Werft hängt. Ein biss­chen Detail­ar­beit gibt es noch zu tun, das ist klar. Gesprä­che mit Ban­ken über die Finan­zie­rung der vie­len neu­en Schiff­auf­trä­ge lau­fen. Der Bun­des­tag muss befasst wer­den, nicht nur for­mal. Wir spre­chen auch mit der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on. Das alles ist unse­re Arbeit. Und es gehört dazu. Aber das kann ich heu­te klar sagen: Der Bund trägt sei­nen Teil zur Lösung bei. Und wenn alle ande­ren mit­zie­hen, was ich erwar­te, dann bekom­men wir die Sache hin. Der Schiff­bau hier in Papen­burg und in der gan­zen Regi­on hat eine Zukunft. Wir ste­hen zu einer star­ken mari­ti­men Wirt­schaft in Deutsch­land. Wir ste­hen zur Mey­er Werft.

Eines will ich gern noch hin­zu­fü­gen: Wenn wir in die­ser Lage hel­fen, dann nicht des­we­gen, weil der Staat der bes­se­re Unter­neh­mer wäre oder weil die Mit­glie­der der Bun­des­re­gie­rung ganz viel vom Schiff­bau ver­stün­den, son­dern um in einer ganz beson­de­ren Lage das Ver­trau­en der Märk­te in die Zukunft der Mey­er Werft zu stär­ken. Ziel ist, dass mög­lichst bald die Sta­bi­li­tät und die Zukunfts­chan­cen der Werft mit über­zeu­gen­dem pri­vat­wirt­schaft­li­chem Enga­ge­ment sicher­ge­stellt wer­den. Mit allen Betei­lig­ten bau­en wir der Mey­er Werft so eine sta­bi­le Brü­cke in die Zukunft, wie wir das zum Bei­spiel auch getan haben, als es wäh­rend der Coro­na­kri­se dar­um ging, Luft­han­sa oder TUI zu ret­ten. Auch das ist uns gelun­gen. Des­halb ist das etwas, womit wir Erfah­rung haben und was wir gern tun.

Ich bin Euch allen hier auch sehr dank­bar dafür, dass Ihr mit­zieht. Das ist nicht leicht. Der Betriebs­rats­vor­sit­zen­de und die Gewerk­schaft wis­sen das ganz genau. Die Rah­men­ver­ein­ba­run­gen, die der Betriebs­rat, die Indus­trie­ge­werk­schaft Metall und die Geschäfts­füh­rung im Juli abge­schlos­sen haben, ent­hal­ten für alle Sei­ten schwie­ri­ge Zuge­ständ­nis­se. Aber das zeigt eben auch, was wir in Deutsch­land an der Sozi­al­part­ner­schaft haben und wie wich­tig eine star­ke betrieb­li­che Mit­be­stim­mung ist. Des­halb bit­te ich Euch: Macht so wei­ter! Helft mit, dass hier auch in Zukunft die welt­bes­ten Kreuz­fahrt­schif­fe gebaut wer­den! Helft mit, dass der Name Mey­er-Papen­burg auch in den kom­men­den 229 Jah­ren – denn so lan­ge gibt es die Werft ja schon – auf allen Welt­mee­ren prä­sent ist! Ich bin mir sicher, es geht wei­ter mit der Mey­er Werft hier in Papen­burg. Mei­ne Unter­stüt­zung habt Ihr.

Schö­nen Dank.

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